Eclogae

Vergil, Eclogae in der spätantiken Handschrift Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Vaticanus Palatinus lat. 1631, fol. 15v („Vergilius Palatinus“, um 500)

Die Eklogen (lateinisch Eclogae oder Bucolica) sind ein Sammelwerk von zehn Hirtengedichten Vergils, das vermutlich zwischen 42 und 39 v. Chr. entstanden ist.[1] Obwohl auch schon antike Kommentatoren diesen Veröffentlichungszeitraum annahmen, ist nach neuerer Forschung auch ein Zeitpunkt bis 35 v. Chr. denkbar.[2]

Die Hirtengedichte wurden bis zum dritten Jahrhundert Bucolica genannt, dies war wohl der ursprüngliche Titel. Die erst im 4. Jahrhundert bezeugte Bezeichnung „Eclogae“ für die bukolische Dichtung Vergils ist sicher nicht authentisch, hat sich aber im Lauf der Zeit durchgesetzt.[3]

Formales Vorbild der Eclogae sind die Idyllen (griechisch: Eidyllia) des hellenistischen Dichters Theokritos aus Syrakus (Anfang des 3. Jahrhunderts v. Chr.). Vergil übernimmt das Grundthema der singenden Hirten, verschafft der bukolischen Gattung aber einen großen Gewinn an Tiefe, indem er Themen der Zeitgeschichte und echte menschliche Emotionen einbindet sowie das Groteske und Humoristische deutlich zurückfährt. Zudem huldigt er auch seinen Gönnern Octavian, Alfenus Varus, Gaius Cornelius Gallus und Gaius Asinius Pollio.

Historischer Hintergrund vor allem der ersten und neunten Ekloge ist die Landverteilung in Cremona und Mantua an 200.000 Veteranen der Triumvirn infolge der Bürgerkriegswirren nach den Ereignissen von Philippi und Perusia (42 und 41 v. Chr.): Viele Bauern wurden von ihren Ländereien vertrieben oder verließen notgedrungen ihr Land. Vermutlich war auch Vergil zunächst betroffen, bekam aber seinen Grundbesitz durch den Einsatz von Gaius Asinius Pollio und Alfenus Varus bei Octavian wieder zurück.

Das Ende der vierten Ekloge in einer spätantiken Handschrift („Vergilius Romanus“)

Die berühmteste Ekloge ist die Pollio gewidmete 4. Ekloge, die etwa aus dem Jahr 40 v. Chr. stammt.[4] In diesem Gedicht wird die Geburt eines Weltenheilands und der Beginn eines neuen, goldenen Zeitalters prophezeit, was die christliche Deutung als Ankündigung der Geburt Christi auslegte. Dies brachte Vergil seinen Ruf als anima naturaliter christiana, als „von Natur aus christliche Seele“ ein, wodurch er trotz seines vorchristlichen Glaubens zu einem der auf das Mittelalter und die frühe Neuzeit einflussreichsten Autoren wurde.

  1. E. A. Schmidt: Zur Chronologie der Eklogen Vergils. Heidelberg 1974.
  2. M. von Albrecht: Vergil. Bucolica. Hirtengedichte. Reclam, Stuttgart 2001, S. 268.
  3. Siehe dazu Nicholas Horsfall: Some problems of titulature in Roman literary history. In: University of London, Institute of Classical Studies: Bulletin. (BICS) 28, 1981, S. 103–114, hier: 108 f.; Heathcote William Garrod: Varus and Varius. In: The Classical Quarterly. 10, 1916, S. 206–221, hier: 218–221.
  4. P. VERGILI MARONIS ECLOGA QVARTA. THE LATIN LIBRARY, abgerufen am 18. März 2019 (Latein).

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